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Sieben Hersteller stellen sich dem Vergleich

Die Spedition Fehrenkötter und trans aktuell schicken gemeinsam ­sieben Lkw von sieben Herstellern in den Fernverkehrseinsatz. Gesucht ist der wirtschaftlichste und zuverlässigste Euro-6-Lkw.

Total Cost of Ownership – vier englische Worte, die über Erfolg und Misserfolg im Speditionsgewerbe entscheiden. Zu Deutsch: die Betriebskosten eines Lkw vom Abschluss des Kaufvertrags bis zu seinem letzten Nutzungstag. Besonders interessant ist der Blick auf die ungeplanten und unerwarteten Kosten während der Nutzung und wie hoch der Restwert des Lkw nach seinem letzten Einsatz tatsächlich noch ist.

Auch bei der Spedition Fehrenkötter hängt viel von den Antworten auf diese Fragen ab. Im harten Preiskampf innerhalb der Transportbranche entscheiden meist die Ausgaben über die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens. Gewinnen kann nur, wer die Kosten stets im Blick hat und dabei nach Möglichkeiten zur Optimierung sucht.

Test auf lange Sicht

Spediteur Joachim Fehrenkötter ist vor sieben Jahren einen neuen Weg gegangen und hat sich gemeinsam mit trans aktuell die Frage gestellt, ob sein reiner Mercedes-Fuhrpark die beste Lösung fürs Geschäft ist. Deshalb hat er sieben Fernverkehrsfahrzeuge von sieben Herstellern über drei Jahre hinweg auf alltäglichen Routen eingesetzt und verglichen. Danach stand fest: Neben Mercedes gehört künftig auch Renault Trucks zum Fuhrpark. Denn die niedrigen Betriebskosten des Renault Premium haben ihn 2010 zum wirtschaftlichsten Fahrzeug im Feld gemacht.

Seither haben fünf der sieben Hersteller ihre Fernverkehrsmodelle komplett erneuert und alle Motoren erfüllen nun die Abgasstufe Euro 6. Und die meisten Fahrzeughersteller schicken ihre Lkw mit Assistenzsystemen, die Verbrauch und Verschleiß verringern. Grund genug, um den trans aktuell-Fehrenkötter-Test neu aufzulegen.

So stehen die sieben neuen Flaggschiffe von DAF, Iveco, MAN, Mercedes-Benz, Renault Trucks, Scania und Volvo Trucks auf dem Speditionshof in Ladbergen abfahrbereit. Rund 460 PS Leistung und eine große Fernverkehrskabine lauteten die Vorgaben der Spedition beim Einkauf. "Unsere Fahrer sind oft mehrere Wochen unterwegs", erklärt Joachim Fehrenkötter. Da sei ein großes Haus absolut notwendig.

Neue Vergleichsgrundlage für den Verbrauch

Fehrenkötter transportiert mit den sieben Test-Lkw europaweit leichte Nutzfahrzeuge, Freizeitmobile und vor allem Landmaschinen. Lassen sich Lkw mit so unterschiedlichen Beladungen und offenen Aufbauten überhaupt vergleichen? "Nach unserer Erfahrung gleichen sich die unterschiedlichen Beladungszustände nach einiger Zeit aus", erläutert Fehrenkötter. So jedes Fahrzeug mal eine große Landmaschine und dann wieder einen kleinen Lieferwagen.

Um dennoch den unterschiedlichen Transportgütern zu begegnen, führen trans aktuell und Fehrenkötter zur Neuauflage des Tests rechnerische Korrekturen in die Verbrauchsüberwachung mit ein. Die Experten von Test-Partner Dekra übernehmen dabei die Kalkulation und sorgen dafür, dass unterschiedliche Einsatzschweren am Ende das Bild nicht verzerren. Das Ergebnis ist ein durchschnittlicher Verbrauch pro Tonnenkilometer, der erste Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs zulässt.

Gleiche Bedingungen für jedes Fahrer-Fahrzeug-Gespann

Und beim wohl wichtigsten Faktor hat das Unternehmen auf Bestwerte geachtet – beim Fahrer. Nur wer sich über die vergangenen Jahre mit niedrigen Verbräuchen und hoher Zuverlässigkeit auszeichnen konnte, kommt als Fahrer für den Test infrage. "Wir haben nur diejenigen genommen, die eine Fleetboard-Fahrernote von mindestens 9,2 haben", betont Spediteur Fehrenkötter. Eine weitere Bedingung war Markenaffinität. So sitzt in jedem der sieben Test-Lkw ein Fan der jeweiligen Marke.

Weiterbildung im Einklang mit der Telematik

Gute Fahrernote und Identifikation mit der Marke – reicht das? Um Problemen im Umgang mit den unterschiedlichen Fahrzeugen vorzubeugen, bekommt jeder der sieben Fahrer eine Schulung auf seinem Fahrzeug. Dazu begleiten Fahrtrainer der jeweiligen Hersteller die Fahrer auf einer ihrer Touren und erklären alle Details des neuen Lkw. Nach der Erstschulung durch die Hersteller übernimmt die Dekra Akademie die Weiterbildung der Fahrer. Damit diese zielgerichtet erfolgt, überwacht die Sachverständigenorganisation die Fahrerleistungen während des gesamten Tests.

Wichtigstes Hilfsmittel für die Analyse der Fahrer aber auch der Fahrzeuge ist die Telematik. Um auch hier Abweichungen vorzubeugen, fahren alle sieben Lkw mit demselben System – Openmatics von ZF. Die modular aufgebaute Telematiklösung bietet verschiedene Auswertungsmöglichkeiten, die teilweise passgenau für den Test programmiert werden.

Telematikdaten werden doppelt gecheckt

Mit den Daten arbeitet neben der Dekra Akademie auch Dekra-Flottenexperte Andreas Müller, der die Kalkulationen von Verbrauch und Betriebskosten vornimmt. "Wir verifizieren die meisten Daten der Telematik, bevor wir sie verwenden", erklärt Müller. So werde beispielsweise der Verbrauch über die Belege zu den nachgetankten Mengen kontrolliert. Die Quittungen kommen von Test-Partner UTA. Für Müller sind exakte Daten entscheidend, schließlich hängt die der Kostenkalkulation davon ab und am Ende auch der Sieger des Vergleichs.

Wie schon beim ersten trans aktuell-Fehrenkötter-Test gewinnt das Fahrzeug mit den niedrigsten Betriebskosten. Deshalb führt trans aktuell mit der zweiten Berichterstattung die sogenannte TCO-Tabelle ein, also eine Übersicht über die Gesamtbetriebskosten. Dort ist die Kostenentwicklung von jedem der Teilnehmerfahrzeuge abzulesen. Die TCO-Tabelle ist ab der Einführung Teil jeder Berichterstattung. Dort lässt sich beispielsweise über die Laufzeit ablesen, wie groß der Einfluss des Kaufpreises auf die Gesamtbetriebskosten ist. Die Spielregeln zur Kalkulation erklärt trans aktuell mit der Einführung der TCO-Tabelle.

Hohe Servicekosten schlagen sich deutlich nieder

Ein entscheidender Faktor für die Position in der TCO-Tabelle ist die Haltbarkeit der Fahrzeuge. Häufig defekte Lkw, die längere Standzeiten haben und hohe Servicekosten verursachen, können durch einige Zehntel Vorsprung beim Verbrauch am Ende nicht gewinnen. trans aktuell und Dekra dokumentieren deswegen gemeinsam mit dem Fuhrparkleiter bei Fehrenkötter, Robert Theis, alle Werkstatt- und Serviceumfänge Punkt für Punkt.

Alle Defekte, die durch das Lkw-Fahrgestell entstehen, fließen dann in die Kalkulation mit ein. Gewaltschäden sowie Schäden an Aufbau und Anhänger dokumentiert die Redaktion auch, nimmt diese aber nicht mit in die Betriebskostenberechnung auf. Ein gewichtiger Anteil in der Kalkulation liegt bei den Ausfalltagen. Bleibt ein Lkw stehen, veranschlagt Fehrenkötter pro Tag 1.000 Euro, die Dekra-Experte Müller in die Berechnung einfließen lässt.

Um auch den allgemeinen Zustand der Fahrzeuge im Blick zu behalten, prüfen die beiden Dekra-Sachverständigen Thomas Klingenstein und Wolfgang Meister einmal pro Jahr jeden Lkw. Nach Ablauf des Testzeitraums erstellt Dekra zudem ein Restwertgutachten von jedem Teilnehmerfahrzeug. Denn was die Fahrzeuge am Ende noch wert sind, ist ein wesentlicher Faktor für die Gesamtbetriebskosten.

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